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Herder

 

Provence

 

…Heute kann ich mein Dorf nicht sehen. Der Blick aus dem Badezimmerfenster dringt kaum durch den Nebel. Als ich die Terrassen-Tür öffne, schlägt mir Kälte entgegen. Die Temperatur scheint um fast 20 Grad gefallen. Also Pullover und Jacke anziehen für den Tagesauftakt im Café. Außerdem ist Markttag. Er verdient seinen Namen inzwischen allerdings kaum mehr. Höchstens noch vier, fünf Händler stehen auf dem großen Parkplatz gegenüber vom alten Waschhaus; mit Käse, Fisch, ein wenig Gemüse. Der Teppich-Verkäufer fehlt ebenso wie der Mann mit den Boule-Kugeln. Nur die Schmuck-Dame – bald ist Weihnachten! – sitzt tapfer dick eingemummelt in eine Decke auf ihrem Campingstuhl hinter der samtbespannten Holzplatte mit ihren filigranen Kreationen. Und vor der Épicerie parkt die Klapptheken-Camionette des boucher mobile. Natürlich steht Monsieur Louis davor – Lou nennen ihn die alteingesessenen Ménerber  –,  den üblichen, dünnen, hellbraunen Zigarettenstängel zwischen den Fingern. Den wöchentlichen Austausch mit einem „Kollegen“ lässt sich der pensionierte Ortsmetzger nicht entgehen...

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