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Mandelbaum

 

Safran

 

Es war keiner der farbenfrohen Souks, wie wir sie sonst aus Marokko kannten. Sondern nur eine staubige, grob ummauerte Brache weit außerhalb der Stadt. Pick-Ups, Pkw und Mopeds parkten am Rand oder auch mitten auf dem Areal, Fahrräder standen oder lagen herum, Maultiere grasten. Das Gros der Ware dieses Sonntagsmarkts bestand aus Vieh. Es gab aber auch Säcke mit Mehl oder Salz, tönerne Teekannen und Vasen mit Plastikblumen. Alles war sorgsam ausgebreitet auf einem Teppich, einer Plane oder einem Campingtisch. Am Horizont reckten sich die schneebedeckten Gipfel des Atlas-Gebirges. Nur kein Safran, nirgends!

 

Als wir uns schon wieder dem Ausgang des Soukgeländes zuwenden wollten, entdeckten wir den alten Mann. Er kauerte vor einer filigranen Waage. Vorsichtig häufte er auf ihre beiden gehämmerten Schalen feine, kurze dunkelrote  – ja was? Safran-Fäden?  „Na’am!!“ Eifriges Nicken. Wir zweifelten, schauten, prüften ...und  erlagen der Versuchung. Nun begann das Feilschen um den Preis. Irgendwann wurden wir einig. Aus zerknittertem Papier faltete unser Gegenüber ein Tütchen, in dem zwei Gramm der roten Fäden verschwanden....

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